Poli Grappa-Museum

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Poli Distillerie

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Die Sinne des Grappas

Die Sinne des Grappas

Ein Getränk oder eine Speise bewusst zu kosten und ihre sensorischen Aspekte und Qualitäten zu analysieren, kann sich für Unerfahrene als eine schwierige Aufgabe erweisen. All dies erfordert eine gewisse Aufmerksamkeit und vor allem etwas Übung darin, auf unsere Sinne - wunderbare Wahrnehmungsorgane all dessen, was um uns herum geschieht - zu hören. Beim Schnuppern an einem Grappa eine Geruchsnote zu erkennen, bedeutet, ein präzises Indiz zu entdecken, das uns einen bestimmten Duft enthüllt. Hierzu müssen wir einen Geruchsspeicher entwickeln, in unserer Erinnerung ein Archiv an Düften kreieren, die wir bei unserer Verkostung als vergleichende Bezeichnungen benutzen können. Ebenso unverzichtbar ist jedoch auch die Entwicklung eines Geschmacksspeichers. Sobald die festen Regeln des Verkostungsablaufs, eine geeignete Terminologie und eine korrekte Abwicklung des gesamten Prozesses festgelegt wurden, können wir ein wirkliches Urteil zu dem, was wir verkosten, abgeben.

Wir werden täglich mit Bildern bombardiert, die unseren Sehsinn über alle Maßen stimulieren, so dass dieser Sinn Vorrang gegenüber allen anderen erlangt hat, wobei vergessen wird, dass der Geruchssinn der einzige ist, der die Informationen direkt an das Gehirn übermittelt. Dies ist weder beim Tastsinn noch beim Gehör der Fall, ebenso wenig wie beim Sehsinn. Über den Geruchssinn werden wir auf verstecktere Weise als man annehmen möchte beeinflusst. Es existiert sogar ein Geruchs-Marketing, das sich damit befasst, den Kunden über die Stimulierung des Geruchssinns zum Kauf zu bewegen. Wenn man am Morgen ein Café betritt, wird man vom Duft des Kaffees betört, aber auch von den vanilleartigen Aromen der Konditoreiwaren, die mitunter eigens in der Luft versprüht werden, um den Kunden zum Verzehr anzuregen.

Viele solcher Beispiele könnten angeführt werden; am Wichtigsten ist jedoch, dass es uns gelingt, Herr der Wahrnehmung unserer Sinne zu sein. Sehr oft wird der Sehsinn als unser führender Sinn betrachtet. Wir verfügen jedoch noch über vier weitere, die ebenso effizient sind - sofern wir lernen, auf sie zu hören.

Beim Verkosten führen wir alle unsere Sinne ins Feld, außer natürlich dem Gehör. Bei einem Destillat sollte seine Transparenz, seine Klarheit und seine Farbe analysiert werden. Aus einer ersten visuellen Untersuchung lässt sich bereits erkennen, ob die Bearbeitung des Grappas korrekt war, ob Mängel bestehen, ob der betreffende Grappa jung oder gereift ist. Die Nase gibt uns Aufschluss über die Intensität, die Eleganz und die Komplexität der Düfte und enthüllt, wie breit gestreut das geruchsbezogene Spektrum eines Grappas ist. Der Geschmack und der Tastsinn reagieren auf die Reize der Zunge und des Gaumens und krönen damit die Empfindungen, die bis dahin die Beschreibung des Destillats vorweggenommen haben.