Die Grappa hat eine Geschichte voller Tradition und Abenteuer.
Man stelle sich die Großeltern vor, die mit einem schelmischen Lächeln an ihren selbstgemachten Grappa nippen, an kalten Winterabenden Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählen, während das Feuer im Kamin knistert. Es war ein Grappa, der Körper und Geist stärkte.
Die Hausbrennerei war bis Mitte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet, als selbstgemachter Grappa ein fester Bestandteil der Hauswirtschaft war.
Nach dem ländlichen Sprichwort „Nichts wird verschwendet, alles wird wiederverwendet“ konnten (und mussten…) auch die Rückstände der Weinbereitung – die Trester – weiterverwertet werden.
Von der Wanderbrennerei zu festen Brennblasen
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich die Wanderbrennerei: mobile Brennblasen auf Rädern zogen von Hof zu Hof und brannten den Trester direkt vor Ort.
Bis zum Ersten Weltkrieg erklärte jeder Produzent seinen Branntwein “per Demijohn”, und die Besteuerung beruhte auf der in gutem Glauben gemeldeten Menge. Mit zunehmendem Konsum und Produktion führte der Staat strengere Kontrollen ein: ausgeklügelte steuerliche Messgeräte, die jeden Liter Destillat erfassten, bevor er in vom Finanzamt versiegelte Tanks floss.
Seitdem muss Grappa zwingend in festen Anlagen, ausgestattet mit einem Steuerzähler, unter staatlicher Aufsicht hergestellt werden. Der Staat überwacht nicht nur die ordnungsgemäße Besteuerung, sondern prüft auch die auf den Markt gebrachte Grappa auf ihre analytischen und hygienischen Anforderungen – zum Schutz der Verbraucher.
Die Hausproduktion bleibt zwar in unserer kollektiven Erinnerung, ist jedoch faktisch ein aussterbendes Phänomen – auch wegen der geringeren Verfügbarkeit von Rohstoffen. Seit der Entstehung der Winzergenossenschaften bringen die Weinbauern ihre Trauben lieber direkt in die Kellerei, wodurch der Trester weniger zugänglich wird.
DIY-Trend und Mikro-Brennereien
Seit den 2000er Jahren hat sich der „Do It Yourself“-Trend (DIY) auch auf Destillate ausgeweitet, mit dem Auftreten von Hobby-Fermenter-Brennern. Begonnen hatte diese Bewegung mit der Bierherstellung (die zur Entstehung der Mikrobrauereien führte), später folgte die Produktion von Aufgüssen und Spirituosen, insbesondere Gin.
Allerdings gibt es bei dieser Praxis steuerliche und hygienische Probleme.