Poli Grappa-Museum

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Poli Distillerie

Poli Distillerie




Die Wurzeln des Grappas

Die Wurzeln des Grappas

Wann begann man, Grappa zu produzieren?

Auf eine derartige Frage lässt sich nicht leicht eine Antwort finden. Die Herstellung von Weinbrand beispielsweise wurde bekannt, als der Arzt Michele Savonarola (1384-1462) aus Padua die erste Abhandlung zu diesem Thema veröffentlichte: "De Conficienda Aqua Vitae".
Wahrscheinlich begann man bereits im 14. oder 15. Jahrhundert, vielleicht auch noch früher, mit der Destillation der Trester.

In vielen der Geschichte dieses Destillats gewidmeten Veröffentlichungen wird auf ein einen gewissen Enrico di ser Everardo da Cividale del Friuli betreffendes Dokument Bezug genommen. Es scheint, er habe laut seinem Testament "unum ferrum ad faccenda acquavitem" (einen Alambic zur Destillation von Schnaps) hinterlassen, wobei in diesem Zusammenhang auch die grespìa erwähnt wird. In Wirklichkeit wurde für diese Anekdote niemals ein Beweis erbracht und das Testament nie veröffentlicht.

Der Grappa war kein den wohlhabenderen Schichten vorbehaltener Schnaps, nachdem diese den Wein oder vielleicht auch das aus diesem gewonnene Destillat für sich reservierten und dem Volk überließen, was übrig blieb, d.h. die Schalen, die Kerne und die Traubenkämme der gegorenen Trauben.

Mit Sicherheit war dieser Grappa sehr verschieden von dem, den wir heute kennen. Er muss sehr viel trockener gewesen sein, gesättigt mit mitunter unangenehmen und stechenden Substanzen: Der Grappa durchquerte ganze Epochen mit diesen Eigenschaften eines einfachen, starken und brennenden Getränks.

Seinen Platz in der Geschichte eroberte der Grappa definitiv während des Ersten Weltkriegs; der Monte Grappa bezeugt deutlich seine Bedeutung. Er wurde zum flüssigen Mut, den die Alpini, die Gebirgsjäger, nötig hatten, um sich den Gefahren und Schwierigkeiten zu stellen.

Der Grappa der Vergangenheit wurde mit im Wasserbad-System oder mit offenem Feuer arbeitenden Alambics und somit handwerklich im diskontinuierlichen Zyklus hergestellt. Noch wurden die industriellen Anlagen, die in Italien erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts Einzug hielten, nicht eingesetzt.

Auch die aus einer einzigen Rebsorte gewonnenen Grappas waren noch nicht verbreitet, mit Ausnahme der auf Moscato oder Malvasia basierenden. Es existierte im Wesentlichen der aus der Destillation gemischter Trester hervorgegangene klassische Weiße Grappa.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die italienische Gesellschaft einen Moment des Aufschwungs von bisher nie gekanntem Ausmaß. Im Genuss dieser günstigen wirtschaftlichen Lage wechselten die Italiener ihren Lebensstil.
Der Geschmack veränderte sich radikal, und mit ihm änderte sich auch die Art des Umgangs mit dem Grappa und seine Wertschätzung. Man begann, den Grappa zu kosten und ließ nach und nach die Gewohnheit, ohne Unterscheidung in Geschmack und Alkoholgehalt zu trinken, hinter sich zurück.

Im Zuge der Veränderung des Geschmacks wurde auch der Grappa weicher, weniger aggressiv, und enthüllte voll seinen noblen Charakter, auch mittels langer Verfeinerungen in Holzfässern.